Die Speicherstadt
In Die Speicherstadt sind die Spieler Händler in Hamburg. Sie zahlen Geld um Schiffsladungen zu erhalten. Doch wann lohnen sich die Investitionen und wann spart man sein Geld besser für schlechtere Zeiten?Bewertung
Auf einen Blick
Spieltyp
Spielgefühl
Ludografische Angaben
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Video-Anleitung
Kurzanleitung
Diese Kurzanleitung zu 'Die Speicherstadt' stammt von unserem Partner Ludoversum. Wir konzentrieren uns im Text auf wichtige Mechanismen des Spiels und ignorieren absichtlich Details und Sonderregeln.
Die Speicherstadt in Hamburg wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und ist der größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex bzw. Warenumschlagplatz der Welt. In Zeiten dieser Hochblüte erwerben die Spieler im Laufe eines Jahres als dort ansässige Großhändler Schiffe und deren Warenladungen, um damit ihre Auftraggeber zu beliefern. Außerdem sollte keiner auf die Investition in Feuerwehrmänner verzichten, denn Brände waren in dieser Zeit nicht selten und stellten eine erhebliche Gefahr für die Speicherstadt dar.
Der Spielplan zeigt einen Teil der Hamburger Speicherstadt und enthält Wasser- und Gebäudefelder, sowie eine Punkteleiste. Alle Warensteine kommen in den Stoffbeutel und der gesamte Münzbestand als Vorrat neben den Plan. Neben einer Markthallenkarte erhält jeder Spieler fünf Münzen als Startkapital und dazu die vier Arbeiter in seiner Farbe, wobei einer von diesen auf das Startfeld der Punkteleiste gestellt wird. Aus den Handelskarten wird ein Nachziehstapel gebildet, indem zuerst die Spielendekarte Brand und darauf die jeweiligen Stapel mit den Karten für Herbst, Sommer, Frühling und ganz oben für Winter verdeckt abgelegt werden.
Die Speicherstadt spielt sich in mehreren Runden zu je fünf Phasen. In der Angebotsphase nimmt man je nach Mitspielerzahl eine bestimmte Menge an Karten vom Zugstapel und legt sie der Reihe nach offen von links nach rechts auf die Wasserfelder auf dem Plan. Für jedes aufgedeckte Schiff werden drei zufällige Warensteine aus dem Stoffbeutel gezogen und auf die entsprechende Karte gelegt. Neben den Schiffen finden sich verschiedene Aufträge, Kaufleute, Gebäude, Feuerwehrmänner und auch Brände unter den Handelskarten. Immer wenn eine Brandkarte aufgedeckt wird, erfolgt eine kurze Unterbrechung des Spiels. Jeder zählt dann die Werte seiner Feuerwehrleute zusammen und der Spieler mit der höchsten Summe erhält so viele Bonuspunkte, wie die Zahl auf der Brandkarte angibt. Wer allerdings den niedrigsten Gesamtwert mit seinen Feuerwehrkarten erzielt hat, bekommt Minuspunkte aufgebrummt.
Nun folgt die Nachfragephase, die jeweils beginnend beim Startspieler und dann weiter im Uhrzeigersinn gespielt wird. Wer an der Reihe ist, muss einen seiner Arbeiter oberhalb einer gewünschten Karte auf das niedrigste noch freie Feld des Gebäudekomplexes stellen. Sobald jeder seinen ersten Arbeiter platziert hat, werden auf dieselbe Art und Weise noch die Arbeiter zwei und drei eingesetzt.
In der dritten Phase darf nun gekauft werden, was die eigenen Münzen hergeben. Alle Karten werden dabei nacheinander von links nach rechts abgehandelt. Zuerst darf immer der Spieler, dessen Arbeiter direkt über der Karte auf dem ersten Feld steht entscheiden, ob er die Handelskarte kaufen möchte oder nicht. Wenn ja, bezahlt er so viele Münzen in den Vorrat wie insgesamt Arbeiter über dieser Karte stehen. Danach legt er die Handelskarte vor sich ab und kann ab jetzt deren Funktion nutzen. Möchte oder kann ein Spieler nicht kaufen, nimmt er seinen Arbeiter stattdessen vom Plan. In diesem Fall darf derjenige, dessen Arbeiter als nächster in der Reihe oberhalb der Karte steht, diese käuflich erwerben. Dieses Prozedere wird solange fortgesetzt, bis alle Karten verhökert wurden. Falls über einer Handelskarte kein einziger Arbeiter steht, oder eine Karte nicht gekauft wird, kommt diese auf den Ablagestapel.
Als nächstes folgt die Verladephase, wobei diese erstmals im Frühling stattfinden kann, da im Winter keine Schiffe zum Kauf zur Verfügung stehen. Wer mindestens ein Handelsschiff erworben hat, muss dieses nun entladen. Die einzelnen Warensteine dürfen dabei entweder auf einen Auftrag gelegt, an einen Kaufmann verscherbelt, im Lager aufbewahrt oder auch in der Markthalle umgetauscht, verkauft oder aufbewahrt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass einmal genutzte Warensteine nicht mehr zurück in den Stoffbeutel kommen.
Zum Abschluss einer Runde erhält noch jeder Spieler eine Münze. Wer überhaupt keine Handelskarte gekauft hat, bekommt eine Münze zusätzlich. Nach Wechsel des Startspielers folgt nun die nächste Runde.
Sobald in der Angebotsphase nach dem Aufdecken der Handelskarten nur noch die Spielendekarte Brand auf dem Zugstapel liegt, beginnt die letzte Runde. Nach dieser wird nur noch der Brand abgewickelt und der Händlerwettstreit ist zu Ende. Jeder ermittelt nun anhand der auf seinen Karten verzeichneten Zahlenwerte seinen Gesamtpunktestand. Siegpunkte bringen natürlich alle erfüllten Auftragskarten und außerdem bestimmte Personen wie auch Gebäude ein. Der Spieler mit den meisten Punkten trägt den Sieg davon.
spielbox-Rezension
Die spielbox ist das auflagenstärkste Gesellschaftsspiele-Magazin weltweit. Die Redaktion hat Die Speicherstadt in Ausgabe 3/10 rezensiert und umgerechnet mit 3 von 5 Sternen bewertet.Interessierte können diese und andere Ausgaben im spielbox-Shop bestellen.
Video-Rezension
Text-Rezension
Diese Rezension zu 'Die Speicherstadt' kommt von unserem Partner Ludoversum. Bald zeigen wir auch wieder an, welcher Autor sie verfasst hat.
Der Spielplan könnte die Speicherstadt eine Nuance lebendiger zeigen, rein funktional ist er aber gut gestaltet. Das Regelwerk ist gut strukturiert, einfach zu lesen und enthält am Ende außerdem eine Übersicht, die je nach Jahreszeit alle vorkommenden Karten auflistet. Diese Aufstellung ist vor allem für die ersten Partien recht hilfreich, da so auf die Schnelle abgeschätzt werden kann, was noch für Handelskarten in einer Jahreszeit zum Verkauf kommen. Apropos Handelskarten: egal ob Gebäude, Schiffe, Feuerwehrmänner oder auch Kaufleute, alle Karten sind schön illustriert und zeigen vor allem auf den ersten Blick, welche Funktion diese haben bzw. welche Aktion damit möglich ist. Das I-Tüpfelchen hinsichtlich des Materials ist die „echte“ Startspielermünze aus Metall, die eine hanseatische Prägung aufweist.
Einige Spielelemente aus der Speicherstadt sind nicht wirklich neu. Schiffe mit Waren kommen an, diese Handelswaren werden dann verkauft, zwischengelagert oder auch auf Aufträge gelegt. Bestimmte Gebäude bringen am Ende Siegpunkte, manche bringen Geld. Das alles ist für Kenner der Brettspiellandschaft sicherlich nichts Neues, aber die Speicherstadt hat noch ein bisschen mehr in petto. Denn die Kombination aus dem originellen und fintenreichen Bietmechanismus, der getrost als Herzstück dieses Handelsspiels bezeichnet werden kann, der Untergliederung in die verschiedenen Jahreszeiten und auch die gefährlichen Brände, vor denen nur Feuerwehrleute Schutz bieten, machen die Speicherstadt insgesamt betrachtet zu einem erfrischenden Spielerlebnis.
Das Schöne am Bietmechanismus ist dessen Einfachheit, durch die aber keineswegs die Herausforderung verloren geht. Daher will das Einsetzen der eigenen Arbeiter auf alle Fälle wohl überlegt sein, denn jeder Spieler verfügt nur über drei Arbeiterfiguren. Das alleine ist aber nicht das Problem beim Bieten. Je mehr Arbeiter nämlich über einer Handelskarte stehen, desto teurer wird die Karte für denjenigen, der das Vorkaufsrecht hat. Das Dilemma an der ganzen Geschichte ist nun Folgendes: Wird ein eigener Arbeiter weit unten an einer Handelskarte eingesetzt, verfügt der betreffende Spieler über die erste Option beim Kauf. Setzen aber die Gegner viele Figuren darüber, bringt einem das Vorkaufsrecht unter Umständen gar nichts, weil der Preis zu hoch ist. Falls dagegen eine Figur relativ spät über einer Handelskarte platziert wird, so würde man zwar einen guten Preis erzielen, aber auch nur dann, wenn einem keiner der Mitspieler die Karte vor der Nase weggekauft hat. Es gibt aber beispielsweise auch Möglichkeiten, um den Preis für einen selbst zu drücken. Wer es nämlich schafft, die ersten beiden Plätze oberhalb einer Karte mit eigenen Arbeitern zu belegen, der kann bei der ersten Figur auf den Kauf verzichten, um dann beim zweiten eigenen Arbeiter zu einem niedrigeren Preis zuschlagen zu können. Auch dieses Vorgehen hat allerdings einen Nachteil, denn es werden von den drei zur Verfügung stehenden Arbeitern schon zwei davon an einer Karte gebunden. Hier deutet sich schon an, die Bietphase ist ziemlich „tricky“ und es wird nicht selten vorkommen, dass einem die Gegner gezwungenermaßen oder auch vorsätzlich einen Strich durch die Rechnung machen.
Um am Ende triumphieren zu können und somit der erfolgreichste Großhändler zu werden, ist das Beachten von mehreren Faktoren wichtig. Durch die insgesamt überschaubare Kartenanzahl pro Jahreszeit, ist es erfahrenen Speicherstadt-Spielern möglich, richtig taktisch zu spielen. Kann sich jemand zum Beispiel die Anzahl der Schiffe merken, die in einer Jahreszeit ankommen, so weiß er während der Partie immer ganz genau, ob in einer Phase noch neue „Pötte“ einlaufen oder aber erst in der nächsten Jahreszeit. Daher verfügt ein erfahrener Händler auch über Wissen, das ihm zumindest ein bisschen helfen kann, vernünftig mit dem ohnehin fast immer zu knappen Münzhaushalt auszukommen. Ab und zu kann es sich nämlich trotz des Platzierens eines Arbeiters lohnen, auf den Kauf einer Handelskarte zu verzichten, um dafür Karten zu erstehen, die für einen selbst wesentlich wichtiger sind. Hinzu kommt noch, dass die meisten Gebäude nur einmal im Spiel vorhanden sind. Tauchen diese Bauwerke dann auf, muss ein Interessent über das nötige Kleingeld verfügen, sonst wird er in der Kaufphase das Nachsehen haben. Die Geldknappheit ist vor allem im Winter und Frühling ein Problem, da in der Winterphase noch keine Schiffe ankommen. Hier geht es vorrangig darum, mit dem Erwerb von bestimmten Gebäuden (wie z. B. Lagerhalle), Kaufmännern und Aufträgen den Grundstein für ein erfolgreiches Spiel zu legen. Kommen nämlich dann im Frühling die ersten voll beladenen Kähne an, können Waren auch für Geld verkauft werden, so dass sich das arge Finanzproblem etwas besser in den Griff kriegen lässt.
Ein weiterer Aspekt sind natürlich die Brände, von denen niemand genau weiß, wann sie während des Spiels zuschlagen. Je später ein Brand während der Partie aufgedeckt wird, desto mehr Minuspunkte (von -1 bis -4) gibt es für den Spieler, der die schwächste Feuerwehrmannschaft hat. Zumindest beim letzten und vorletzten Brand sollte ein Spieler also über genügend Feuerwehrmänner verfügen, um nicht saftig Minuspunkte zu kassieren. Um in der Endabrechnung noch möglichst viele Siegpunkte zu bekommen, gibt es außerdem bestimmte Kartenkombinationen, die sich als sehr lohnend erweisen können. Hat ein Spieler zum Beispiel den Hafen gekauft, bekommt er am Ende für jedes Schiff, das er vor sich ausliegen hat, noch einen Siegpunkt extra. Am meisten Punkte bringen jedoch erfüllte Großaufträge ein.
Zum Abschluss noch eine kurze Randnotiz zum Untertitel des Spiels. „So mok wi dat“ ist plattdeutsch und heißt soviel wie: „So machen wir das“.
Fazit
Die Speicherstadt glänzt durch die überschaubaren Regeln, dem eingängigen und nicht zu komplexen Spielprinzip und nicht zuletzt aufgrund des interessanten Bietmechanismus. Somit können nicht nur Vielspieler in der Speicherstadt ihr Geschick beweisen, denn auch einem Händlerwettstreit im Familienkreis steht nichts im Wege.
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